Über das Buch

Der zweitjüngste Sohn einer kinderreichen katholischen Lehrerfamilie in Derry bekam schon früh die Diskriminierung der Katholiken zu spüren, die in den 60er Jahren zur Bildung einer starken Bürgerrechtsbewegung führte. Auch in den deutschen Nachrichten gab es damals immer wieder Berichte mit Bildern von Bürgerrechtsmarschierern, Polizeiknüppeln und Panzern. Doch nur wenigen deutschen Zuschauern gelang es, sich ein Bild der Zusammenhänge zu verschaffen. Viele glaubten, es handele sich um einen Glaubenskrieg zwischen Protestanten und Katholiken und wunderten sich, wie im aufgeklärten Westen so etwas möglich sein konnte.

Hier liegt nun der authentische Bericht eines ursprünglich unbeteiligten, später aber radikalisierten Zeitzeugen und Mittäters vor, der die Hintergründe aus eigenem Erleben schildert. In den langen Jahren seiner späteren Haft rechnete O'Doherty schließlich schonungslos mit sich selbst ab und wandte sich der aktiven Reue zu. Als das Buch 1989 zuerst erschien, war es sofort ein Bestseller. Dem deutschen Buchmarkt blieb es allerdings lange verborgen. Nun kann man O'Dohertys Autobiographie endlich auch bei uns erhalten und aus erster Hand erfahren, wie ein entsetzter Jugendlicher das Blutvergießen des Bloody Sunday 1972 miterlebte und welche Folgen es für ihn hatte.


Bilder von Derry

Bilder von Derry: Stadtteil Bogside / Zwei Wandgemälde / Mahnmal in der Bogside (Fotos: Mark A. Wilson, Kryptonit, Wikimedia Commons, Alan Mc)

Freitag, 24. Juli 2015

Stroke City - die Schrägstrichstadt: Wie denn jetzt?

Aktuell streitet man sich in Derry wieder um den Namen der Stadt: Ist Londonderry „korrekter“ als Derry? Die Sinn Fein-Partei reichte jetzt beim Stadt- und Bezirksrat einen Antrag auf Änderung des offiziellen Namens Londonderry in Derry ein....

Die Geschichte der frühesten Anfänge der Stadt reicht bis ins 6. Jahrhundert zurück, als der heilige Kolumban hier ein Kloster gründete, gut 1000 Jahre bevor die schottischen Protestanten sich in  Nordirland ansiedelten (Ulster Plantation). Im 17. Jahrhundert bauten sie die Stadt, die zuvor Derry (irisch „Doire“) hieß, groß aus und Jakob I (James I) verpasste dem Stadtnamen 1613 höchstköniglich den Zusatz „London“. Die Steinmetze jener Tage waren aus London. 

Danny Invincible
Während des Unabhängigkeitskrieges und später während des Nordirlandkonflikts betonten die britisch-irischen Loyalisten  (unionists) mit dem Zusatz „London“ die gewünschte Zugehörigkeit zu Großbritannien. Diese war den Nationalisten so verhasst, dass sie  deshalb grundsätzlich nur von „Derry“  sprachen.  1984 wurde der Stadt-und Bezirksrat in "Derry City and Strabane City Council" umbenannt, während die Stadt selbst weiterhin "Londonderry" heißt. 2007 entschied der oberste Greichtshof, dass nur Rechtsvorschriften oder königliches Vorrecht den Namen der Stadt ändern können.
Kenneth Allen
Der aktuelle Antrag der Sinn Fein wurde von 28 Ratsmitgliedern befürwortet. Neun stimmten dagegen. Der Stadt-und Bezirksrat steht unter dem Einfluss der Nationalisten, so dass dieses Abstimmungsergebnis nicht sonderlich überrascht. Es wird auch kaum reichen, um die Sachlage zu ändern, da der Rat in dieser Angelegenheit nicht entscheidungsbefugt ist. So muss diese Abstimmung vorerst als ein Meinungsbild gesehen werden.  Eins von zweien: Die DUP (Democratic Ulster Unionists) haben sich lautstark gegen eine Namensänderung geäußert. Solange die Motive, die hinter dem Festhalten am offiziellen Namen bwz dem Verlangen nach der Namensänderung stehen, immer noch die alten sind, wird man wohl aus der Sackgasse der ewig gleichen Argumente nicht herauskommen.
Zudem wird der Name „Derry“ von den meisten auch schlicht und einfach als akzeptable Kurzform benutzt und das Namensproblem angesichts anderer Prioritäten als eher unwichtig angesehen. Meine Bekannten aus Derry, sowohl katholisch aus auch protestantisch, sprechen daher immer nur von „Derry“.



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