Über das Buch

Der zweitjüngste Sohn einer kinderreichen katholischen Lehrerfamilie in Derry bekam schon früh die Diskriminierung der Katholiken zu spüren, die in den 60er Jahren zur Bildung einer starken Bürgerrechtsbewegung führte. Auch in den deutschen Nachrichten gab es damals immer wieder Berichte mit Bildern von Bürgerrechtsmarschierern, Polizeiknüppeln und Panzern. Doch nur wenigen deutschen Zuschauern gelang es, sich ein Bild der Zusammenhänge zu verschaffen. Viele glaubten, es handele sich um einen Glaubenskrieg zwischen Protestanten und Katholiken und wunderten sich, wie im aufgeklärten Westen so etwas möglich sein konnte.

Hier liegt nun der authentische Bericht eines ursprünglich unbeteiligten, später aber radikalisierten Zeitzeugen und Mittäters vor, der die Hintergründe aus eigenem Erleben schildert. In den langen Jahren seiner späteren Haft rechnete O'Doherty schließlich schonungslos mit sich selbst ab und wandte sich der aktiven Reue zu. Als das Buch 1989 zuerst erschien, war es sofort ein Bestseller. Dem deutschen Buchmarkt blieb es allerdings lange verborgen. Nun kann man O'Dohertys Autobiographie endlich auch bei uns erhalten und aus erster Hand erfahren, wie ein entsetzter Jugendlicher das Blutvergießen des Bloody Sunday 1972 miterlebte und welche Folgen es für ihn hatte.


Bilder von Derry

Bilder von Derry: Stadtteil Bogside / Zwei Wandgemälde / Mahnmal in der Bogside (Fotos: Mark A. Wilson, Kryptonit, Wikimedia Commons, Alan Mc)

Sonntag, 5. April 2015

Spanisches E-book, La historia de un guerrillero dell IRA, Neuauflage

Seit Anfang letzten Jahres gibt es von der spanischen Übersetzung  eine Neuauflage. Diese enthält den ungekürzten Text. In der Erstauflage hatte der spanische Verleger Stellen herausgekürzt - warum allerdings, ist nicht klar. Wie dem auch sei, nun können... 
auch die spanischen Interessenten die "Vollversion" lesen. Auch als e-book:

Kann man seinen spanischen Freunden empfehlen - für diese sind die offensichtlichen Parallelen zwischen  dem Terror der IRA und dem der baskischen Separatistenorganisation ETA ein Grund, sich mit dem auseinanderzusetzen, was Radikalisten antreibt. Der Bombenterror der ETA verletzte, verstümmelte und tötete Menschen mit vergleichbarer Selbstherrlichkeit wie der Terror der IRA, insbesondere deren extreme Splittergruppen. Ein Opfer des ETA-Bombenterrors ist Irene Villa, die 1991 im Alter von 13 Jahren schwer verletzt wurde, beide Beine und mehrere Finger verlor, aber trotz negativer Prognoses ihres Arztes überlebte. Sie ging mit Interviews gegen den ETA-Terror an die Öffentlichkeit und wurde schließlich selbst Redakteurin bei der Zeitung "La Razon". Sie wurde auf Shane O'Dohertys Buch aufmerksam, als es in Spanien veröffentlicht wurde,  und interviewte ihn für "La Razon". 
Dabei sagte sie ihm, sie setze sich auch durch dieses Gespräch mit der Sichtweise von Terroristen auseinander, und es sei gut, dass er durch das Gefängnis gelernt hat, seine Einstellung zu ändern.
Es überraschte sie, dass sie in  "No mas bombas" ("The Volunteer") las, dass er Skrupel hatte einen britischen Soldaten zu erschießen (dt. Ausgabe Seite 165), weil er plötzlich den Mitmenschen in ihm erkannte und froh war, dass sein Schuss ihn nicht tödlich getroffen hatte.
Obwohl Shane O'Doherty und Irene Villa nicht im wirklichen Leben, sondern nur als Parallelfall als früheres Opfer und ehemaliger Täter miteinander sprachen, brachten doch beide zum Ausdruck, dass nur Reue und Vergebung den Teufelskreis von Gewalt und Rache unterbrechen können. 
Irene Villa ist heute erfolgreiche Paraski-Sportlerin, Ehefrau und Mutter eines Sohnes. 

Hier fasst sie selbst das Gespräch zusammen (in spanischer Sprache): http://www.irenevilla.org/irene-villa-entrevista-a-shane-odoherty/

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