Über das Buch

Der zweitjüngste Sohn einer kinderreichen katholischen Lehrerfamilie in Derry bekam schon früh die Diskriminierung der Katholiken zu spüren, die in den 60er Jahren zur Bildung einer starken Bürgerrechtsbewegung führte. Auch in den deutschen Nachrichten gab es damals immer wieder Berichte mit Bildern von Bürgerrechtsmarschierern, Polizeiknüppeln und Panzern. Doch nur wenigen deutschen Zuschauern gelang es, sich ein Bild der Zusammenhänge zu verschaffen. Viele glaubten, es handele sich um einen Glaubenskrieg zwischen Protestanten und Katholiken und wunderten sich, wie im aufgeklärten Westen so etwas möglich sein konnte.

Hier liegt nun der authentische Bericht eines ursprünglich unbeteiligten, später aber radikalisierten Zeitzeugen und Mittäters vor, der die Hintergründe aus eigenem Erleben schildert. In den langen Jahren seiner späteren Haft rechnete O'Doherty schließlich schonungslos mit sich selbst ab und wandte sich der aktiven Reue zu. Als das Buch 1989 zuerst erschien, war es sofort ein Bestseller. Dem deutschen Buchmarkt blieb es allerdings lange verborgen. Nun kann man O'Dohertys Autobiographie endlich auch bei uns erhalten und aus erster Hand erfahren, wie ein entsetzter Jugendlicher das Blutvergießen des Bloody Sunday 1972 miterlebte und welche Folgen es für ihn hatte.


Bilder von Derry

Bilder von Derry: Stadtteil Bogside / Zwei Wandgemälde / Mahnmal in der Bogside (Fotos: Mark A. Wilson, Kryptonit, Wikimedia Commons, Alan Mc)

Montag, 17. März 2014

Zum Nationalfeiertag St Patrick's Day: Ein paar unfeierliche Gedanken


Der 17. März ist der irische Nationalfeiertag. Man ehrt St Patrick, der zur Zeit der römischen Herrschaft in Nordwestengland (Cumbria) geboren wurde. Von Piraten nach Irland verschleppt, gelang es dem jugendlichen Hirten, sich nach sechs Jahren Gefangenschaft wieder nach England durchzuschlagen. Oder war er doch...


ein Waliser mit Frankreichaufenthalt? Die Legenden sind sich da nicht ganz einig. Die göttliche Stimme hatte ihn bereits angesprochen, aber als er in einer Vision einen regelrechten Ruf nach Mission in Irland wahrnahm, kehrte er zurück auf die grüne Insel und und brachte ungeachtet verschiedenster Schwierigkeiten das Christentum unter das Volk. Angeblich war er es auch, der die Schlangen endgültig aus Irland verbannte... Zu den Tatsachen zählt jedenfalls, dass er sehr erfolgreich die christliche Religion verbreitete, Klöster gründete, Bildung aufbaute und für ihre schriftliche Sicherung sorgte.

An seinem Ehrentag feiern die Iren aber zugleich auch sich selbst und ihr Land, in Varianten von fromm und besinnlich bis weltlich und höchst feuchtfröhlich, natürlich auch in den vielen "Irish Pubs" in Deutschland und in aller Welt.

Gefeiert wird also sowieso. Da kann man sicher die Gedanken auch mal gegen den Strom ausrichten – auf die, die Unterstützung dringend benötigen, nämlich die Obdachlosen. In England, Irland, Deutschland und in vielen anderen Ländern gibt es das Straßenzeitungsprojekt. Die irische Ausgabe heißt  „Ireland‘s Big Issue“. Bei uns kennt man „Fifty-Fifty“, „Straßenfeger“, „Asphalt-Magazin“ – je nach Großstadt und Region ist es eine andere Zeitung. Sie werden von lizenzierten Verkäufern (alle Obdachlose), die sich mit einem Ausweis als verkaufsberechtigt ausweisen können, angeboten. Oft sprechen sie nicht gut oder gar nicht deutsch – aber immer verstehen sie ihre Dankbarkeit sichtbar zu machen, wenn man ihnen eine Zeitung abkauft. Sie verdienen die Hälfte des Preises – ein kleiner, selbst erwirtschafteter Beitrag zur Arbeitslosenhilfe, auf den sie stolz sind, denn in bitterer Armut bleibt nicht viel Menschenwürde übrig.
Was das alles mit Shane O’Doherty zu tun hat? Er verwendet regelmäßig viel Zeit seines täglichen Lebens auf die Obdachlosenhilfe. Er tut es nicht mehr im Büro einer Straßenzeitung, wie er es früher jahrelang tat, sondern leistet praktische Hilfe „vor Ort“ in den Unterkünften, im direkten Umgang mit denen, die das Elend der Straße selbst leben. Es ist sein Bemühen, der Gesellschaft etwas zurückzugeben als Sühne für den Schaden, den er ihr zugefügt hatte.
In Dublin können durchaus auch Berufstätige obdachlos sein, wenn der Verdienst nicht für die Miete reicht:
http://www.welt.de/politik/ausland/article13805585/Jeder-fuenfte-irische-Obdachlose-ist-berufstaetig.html



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